Faszination Skitourengehen - und was du darüber wissen solltest

Schneeverhangene Wälder, einsame Bergszenerien und unberührte Natur. Dazu eine einsame Skispur, die sich durch unverspurte Pulverschneehänge herabzieht. Wer kennt sie nicht, diese Bilder auf den einschlägigen Seiten der sozialen Medien, die jeden Winter die Runde machen? Da bekommen deine Augen sofort einen sehnsüchtigen Glanz, deine Finger werden feucht und deine Gedanken teleportieren dich mitten ins Bild hinein …

Doch ganz so einfach ist es nicht. Eines ist beim Skibergsteigen klar: Wer sich eigenverantwortlich mit Tourenski ins winterliche (Hoch-)Gebirge begibt, benötigt die notwendigen Voraussetzungen, um mit den winterlichen Gefahren umgehen zu können. Dazu zählen neben einer ordentlichen Portion Kondition, entsprechendes Können, vor allem auch Wissen und Erfahrung, sowie die adäquate Ausrüstung. Die richtige Einschätzung der Lawinengefahr muss erlernt und sehr ernst genommen werden. Eine routinierte Skitechnik in Aufstieg und Abfahrt als auch der sichere Umgang mit der Notfall-Ausrüstung gehören zum Einmaleins des Skibergsteigens. Nur so lassen sich etwaige Gefahren realistisch einschätzen und das Unfallrisiko minimieren.

Worauf du achten solltest, um sicher durch die Saison zu kommen und deine Touren maximal genießen zu können, haben wir dir hier zusammengestellt. Die folgenden Tipps sollen dir eine erste Orientierung für die wichtigen Themenkomplexe geben, sie sind kein Ersatz für einen Skitourenkurs oder Lawinenlehrgang. Jedem, der sich intensiver mit dem Skitourengehen auseinandersetzen und eigenständig unterwegs sein möchte, empfehlen wir die Teilnahme an einer systematischen Schulung.

 

Tourenplanung:

Die perfekte Tour ist erst dann eine perfekte Tour, wenn sie zu dir und zu den aktuellen Verhältnissen passt. Erst dann kannst du deinen Tag und die schöne Aussicht auch so richtig genießen. Es ist also wichtig, dass du sowohl dein eigenes Können, als auch die Wetter- und Lawinensituation gut einschätzen kannst. Die Anzahl der Höhenmeter gerade im Aufstieg solltest du nicht unterschätzen. Überfordere dich nicht, vor allem am Anfang. Es ist wichtig, dass du sicher am Berg unterwegs bist und am Gipfel noch genügend Kraft und Konzentration für die Abfahrt hast. Der erste Schritt dafür ist immer, die Tourenplanung an deine körperliche Verfassung anzupassen. Orientiere dich an dem, was du bei vergangenen Touren geschafft hast und lege die Latte jedes Mal nur maßvoll höher. Eine Vielzahl von Skitouren-Vorschlägen findet sich auf www.alpenvereinaktiv.com, dem Tourenportal des Alpenvereins oder in Skitouren-Gebietsführern. Karten, Führerliteratur und Internet informieren über Routenverlauf, Länge und Höhendifferenz.

Gerade als Einsteiger bieten sich Pistenskitouren und Touren in Pistennähe an. Zum einen ist hier die Lawinensituation leichter einschätzbar, zum anderen ist durch die Pistennutzung die Abfahrt jederzeit unkompliziert und kraftsparend möglich. Im gesicherten Pistengebiet ist auch schnell mit Hilfe zu rechnen, sollte einmal etwas schief gehen. Da die Pisten aber insbesondere den Nutzern von Seilbahnen und Liften zur Verfügung stehen, gelten besondere Regeln für Skitourengeher. Der Deutsche Alpenverein hat hierzu 10 Empfehlungen für Skitouren auf der Piste herausgegeben:

https://www.alpenverein.de/bergsport/aktiv-sein/skitouren-auf-pisten/skitouren-auf-pisten-skitouren-auf-pisten-10-dav-empfehlungen_aid_10600.html

 

Wettercheck:

Ein weiterer wichtiger Faktor für eine sichere Skitour ist der Wetterbericht. Um das Wetter für eine Skitour zu beurteilen, solltest du unbedingt auf Bergwetter-Informationen zurückgreifen. Das Wetter kann in höheren Regionen deutlich vom Wetterbericht im Tal abweichen.

Gute Bergwetterseiten für den Alpenraum sind z.B.:

- Das Bergwetter vom DAV: www.alpenverein.de/bergwetter

- Meteoschweiz: www.meteoschweiz.ch

- ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik): www.zamg.ac.at/wetter

 

Lawinensituation:

Das Skitourengehen ist eine Bergsportdisziplin, die dir unvergessliche und intensive Naturerlebnisse schenkt, gleichzeitig aber auch besonders umfassendes Wissen um potenzielle Gefahren erfordert.

Dem Einschätzen der Lawinengefahr kann kaum zu viel Bedeutung beigemessen werden. Informiere dich vor jeder Tour über den aktuellen Lawinenlagebericht in dem Tourengebiet, in dem du unterwegs bist!

Hier findest du die Links zu allen Lawinenlageberichten in den Alpen:

Europäische Lawinenwarndienste Übersicht: www.lawinen.org

Tirol, Südtirol und Trentino: www.lawinen.report/bulletin

Deutschland: www.lawinenwarndienst-bayern.de

Österreich: www.lawine.at

Südtirol: https://wetter.provinz.bz.it/lawinen.asp

Italien: www.sian.it/infoMeteo

Schweiz: www.slf.ch

Frankreich: www.meteofrance.com/meteo-montagne

Informiere dich auch über nationale Bergrettungs-Notrufnummern neben der europaweit gültigen Notrufnummer 112.

 

Naturschutz:

Skitouren liegen im Trend, in den zurückliegenden Jahren ist das Interesse an dem Sport stark gewachsen. Naturerlebnis und Naturschutz sind eng miteinander verbunden, deshalb sollten alle, die im winterlichen Gebirge unterwegs sind, besondere Rücksicht auf die Natur nehmen. Um die im Bergwald und an der Waldgrenze lebenden Tiere möglichst wenig zu stören, orientiert man sich idealerweise an naturverträglichen Aufstiegs- und Abfahrtsrouten. Sie sind im Projekt „Skibergsteigen umweltfreundlich“ (Natürlich auf Tour) des Deutschen Alpenvereins ausgewiesen:

https://www.alpenverein.de/Natur/Naturvertraeglicher-Bergsport/Natuerlich-auf-Tour/

 

Ausrüstungscheck: Packliste Skitour - Das muss mit auf Tagestour

Was brauchst du für die Skitour und was sind die Must-haves, die du unbedingt dabeihaben solltest? Aus Gewichtsgründen etwas zu Hause zu lassen, ist fahrlässig. Mit unserer Packliste bist du auf der sicheren Seite.

 

Bekleidung:

  • Funktionsunterwäsche

  • Skisocken (evtl. Kombination aus dünnen und dickeren Socken)

  • Funktionsshirt (angenehm ist im Winter ein Skirollli mit kurzem RV, Kunstfaser oder Merino)

  • Ersatzshirt (zum Wechseln nach dem schweißtreibenden Aufstieg)

  • Softshell-Tourenhose

  • Fleecejacke oder -pulli

  • Softshelljacke / -weste (wenn es windig ist)

  • Isolierjacke (Daune oder Kunstfaser)

  • Wetterschutz: Hardshelljacke und Hardshellhose

  • Dünne Handschuhe (Fleece oder Softshell) für den Aufstieg

  • Dicke Handschuhe für die Abfahrt

  • Mütze / Stirnband

  • Buff für den Hals

 

Ausrüstung:

  • Rucksack (ca. 30 Liter)

  • Sonnenbrille für den Aufstieg (SK 3-4)

  • Sonnenschutzmittel (mind. LSF 30)

  • Trinkflasche (mind. 1 Liter, empfehlenswert eine Thermosflasche)

  • Energieriegel

  • Multitool

  • Biwaksack

  • Tape (falls die Felle nicht kleben)

  • Riegel Skiwachs (für stollende Felle/Ski)

  • Skihelm

  • Ski-Brille für die Abfahrt (empfehlenswert mit Wechselscheibe: geringe Lichtdurchlässigkeit für schönes Wetter/orange oder gelb und höhere Lichtdurchlässigkeit für schlechte Sichtverhältnisse)

 

Ski-Ausrüstung:

  • Tourenski mit Tourenbindung

  • Skitourenschuhe

  • Steigfelle

  • Harscheisen

  • Skistöcke (empfehlenswert verstellbare Teleskopstöcke)

 

Lawinen-Notfallausrüstung:

  • LVS-Gerät (Batterie-Zustand ggf. vorher überprüfen, Lithiumbatterien nur in geeigneten Geräten verwenden)

  • Lawinenschaufel

  • Lawinensonde

  • ggf. Lawinen-Airbag-Rucksack

 

Erste Hilfe:

  • Erste-Hilfe-Set

  • Blasenpflaster

 

Orientierung:

  • Karte

  • Höhenmesser

  • Kompass

  • ggf. GPS oder Smartphone mit Touren-App

  • Mobiltelefon

 

Tipps für unterwegs:

Lerne, Gefahrenzeichen im Gelände zu erkennen. Weiche Gefahrenstellen aus und kehre im Zweifelsfall um. Orientiere dich laufend („ich weiß, wo ich bin“) und beurteile vorhandene Spuren kritisch.

 

Mach genügend Pausen!

„Trink- und Riegel-Pausen“ sind notwendig, um Leistungsfähigkeit und Konzentration zu erhalten.

 

Halte Abstände – im Aufstieg UND in der Abfahrt!

Abstände dienen der Entlastung der Schneedecke und der Schadensbegrenzung. Entlastungsabstände von 10 m beim Aufstieg in Steilhängen steigern zudem den Komfort bei Spitzkehren. Bei der Abfahrt halte grundsätzlich Abstände von mindestens 30 m und befahre sehr steile Hänge einzeln.

 

Vermeide Stürze!

Stürze bei der Abfahrt sind die häufigste Unfallursache auf Skitouren. Für die Schneedecke bedeuten sie eine große Zusatzbelastung. Gute Skitechnik und eine dem Können angepasste Geschwindigkeit reduzieren das Risiko. Ein Skihelm schützt vor Kopfverletzungen. Bei gefrorener Schneedecke und im felsdurchsetzten Gelände besteht Absturzgefahr.

 

Kleine Gruppen!

Kleine Gruppen (bis 6 Personen) erhöhen die Sicherheit. Kommunikation mit anderen Wintersportlern und gegenseitige Rücksichtnahme verhindern gefährliche Situationen. Bleib in der Gruppe zusammen. Informiere vertraute Personen über Ziel, Route und Rückkehr. Wer alleine unterwegs ist, sollte beachten: Bereits kleine Zwischenfälle können zu ernsten Notlagen führen.

 

Mehr zum Thema „Sicher unterwegs auf Skitour“ findest du in den 10 DAV-Empfehlungen Skitouren:

https://www.alpenverein.de/bergsport/sicherheit/10-empfehlungen/skibergsteigen-10-dav-empfehlungen_aid_28905.html

 

Wir hoffen, wir konnten dir ein paar hilfreiche Tipps mit auf den Weg geben und wünschen dir eine großartige Wintersaison. Bleib gesund, pass auf dich auf und behandle die Natur und andere Bergsportler mit dem gebührenden Respekt.

Text und Bilder: Alix von Melle