Tourentipp - Fluchtalpe

Auf der Flucht?

Touren- und Einkehr-Tipp: Fluchtalpe

Schon lange wollte ich zusammen mit meiner Freundin Sabine einmal die Berge um den Fiderepass im Kleinwalsertal erkunden. Wir sind dort nicht auf der Flucht, aber ein Besuch auf der Flucht sollte nicht fehlen – so wird die 400 Jahre alte Fluchtalpe im Wildental im Volksmund genannt. Damit ist die so genannte „Schneeflucht“ gemeint ist. Für die höher gelegene Vordere und Hintere Wildenalpe dient sie wirklich als Flucht – und zwar bei Schneeeinbruch für das Vieh.

Im bezaubernden Naturpark Wildental liegt die Fluchtalpe auf 1.390 Meter Höhe und verzaubert mit einem atemberaubenden Panorama auf die umliegenden Gipfel. Besonders faszinierend ist der Blick auf die majestätische Kanzelwand.  

 

Ab Ende Mai erwacht die Fluchtalpe aus ihrem Winterschlaf. Die Fensterläden werden geöffnet, feine Kuchen duften aus der Küche und die deftigen Brotzeiten verlocken nach mehr. Auf der großen Sonnenterrasse oder in einem der gemütlichen Gasträume des Traditionsbauernhofs werden Gäste mit liebevoll zubereiteten Speisen aus heimischen Zutaten verwöhnt, die auch wir uns nicht entgehen lassen.

 

 

Die Familie Berktold bewirtschaftet in Oberstdorf seit Generationen traditionell ihren Bauernhof und ist seit fast 300 Jahren in der Landwirtschaft tätig. Die Fluchtalpe, die im Besitz der Familie Prinz von Schönaich-Carolath ist, hat sie gepachtet. Diese wird urkundlich erstmals im Jahr 1601 erwähnt. Damals gehörte die Alpe noch zur Hinteren Wildenalpe.

Trotz Neuzeit und Technik ist es nicht leicht, das Weideland und die Bergwiesen mit den ertragsarmen Steilhängen zu bearbeiten. Tradition, die Liebe zur Heimat und die Verpflichtung, das Erbe der Altvorderen zu erhalten, ist die Motivation für die praktizierenden Bergbauern, denn vom Ertrag können sie nicht leben. Ohne Bauernstand würde es bald keinen ökologisch bearbeiteten und gepflegten Erholungsraum mehr geben. Gerade bäuerlich geprägte Landschaften laden ein – sie sind die Grundlage eines zukunftsorientierten Tourismus.

Auf dem Abstieg unserer Tour genießen Sabine und ich entspannt auf der Hütten-Terrasse im letzten Sonnenlicht Kaffee und Kuchen – mit Blick auf das Wildental. Wir sind definitiv nicht auf der Flucht!

Lage:

Von Mittelberg (Kleinwalsertal) aus kommend, stehen am Gasthaus Schwendle Parkplätze zur Verfügung (gebührenpflichtig). Nach circa einer Gehstunde und 200 Höhenmetern (auch für Kinder geeignet) wird die Fluchtalpe über wildromantische Landschaften erreicht. Sie ist Ausgangspunkt für verschiedene Touren: Beispielsweise zur Fiderepass-Hütte, zur Mindelheimer Hütte oder zum Mindelheimer Klettersteig. Umliegende Berge sind Hammerspitz, Schüsser, Kuhgehrenspitz, Schafalpköpfe, Kemptner Köpfle, Elfer und Zwölfer.

Öffnungszeiten

Die Fluchtalpe ist von Ende Mai bis Mitte Oktober täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Danach fällt sie in ihren Winterschlaf und bereitet sich auf den nächsten Alpsommer vor.

Weitere Informationen: www.fluchtalpe-wildental.de

 

Text & Bilder: Alix von Melle